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Bleib nicht zum Frühstück! - Susan E. Phillips

Bleib nicht zum Frühstück!

Bleib nicht zum Frühstück!

Susan E. Phillips - Chicago Stars Serie - Nobody's Baby But Mine


S.E. Phillips - Bleib nicht zum Frühstück!

Kurzbeschreibung

Mein persönlicher Buch-TIP !!

Bleib nicht zum Frühstück! (Nobody's Baby But Mine) - Roman von Susan Elizabeth Phillips

Die Physikerin Dr. Jane Darlington, Mitte dreißig, hatte nie viel Glück mit den Männern. Doch auf ein Baby will sie keinesfalls verzichten! Da sie selbst wegen ihres enormen IQ immer gehänselt wurde, sucht sie für ihr Kind einen Vater von eher schlechtem Gemüt. Als sie mit der Sportskanone Cal Bonner bekannt gemacht wird, scheint der passende Kandidat gefunden. Zu spät merkt die Mutter in spe, dass ihr gutaussehender "Samenspender" auch über einen klugen Kopf verfügt...




S.E. Phillips - Bleib nicht zum Frühstück!

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S.E. Phillips - Bleib nicht zum Frühstück!

Leseprobe: Bleib nicht zum Frühstück!

»Daß ich euch richtig verstehe«, sagte Jodie Pulanski. »Als Geburtstagsgeschenk für Cal Bonner habt ihr also eine Frau geplant.«
Die drei Linienspieler, die den Novemberabend am hintersten Tisch in Zebras Bar, der im DuPage County gelegenen Lieblingskneipe der Footballspieler der Chicago Stars, verbrachten, nickten, und Junior Duncan bedeutete der Serviererin, daß eine weitere Runde willkommen sei. »Er wird sechsunddreißig. Also soll er etwas ganz Besonderes bekommen.«
»Schwachsinn«, befand Jodie. Jeder, der auch nur die geringste Ahnung von Football hatte, wußte, daß sich Cal Bonner, der brillante Quarterback der Stars, seit Beginn der Saison aufbrausend, jähzornig und im allgemeinen einfach unerträglich aufführte. Bonner, der wegen seiner Vorliebe für explosive Pässe der »Bomber« hieß, war der höchstrangige Quarterback der AFC, der American Football Conference – und eine Legende.
Jodie kreuzte ihre Arme über dem figurbetonten weißen Pullunder, der Teil ihrer Arbeitsgarderobe war. Weder ihr noch einem der drei Männer kam der moralische Aspekt oder gar die politische Korrektheit ihrer Unterhaltung in den Sinn. Schließlich ging es um ein Mitglied der NFL, der National Football League. »Ihr meint also, wenn ihr ihm eine Frau besorgt, setzt er euch nicht mehr so unter Druck«, stellte sie sachlich fest.
Willie Jarrell senkte den Blick seiner von dichten Wimpern umgebenen, braunen Augen auf sein Bier. »Der Mistkerl hat uns in letzter Zeit das Leben zur Hölle gemacht. Niemand hält es mehr in seiner Nähe aus.«
Junior schüttelte den Kopf. »Gestern hat er Germaine Clark einen Anfänger geschimpft. Germaine!«
Jodie zog eine ihrer Brauen hoch, die dank freigebig aufgetragener Kosmetik um mehrere Schattierungen dunkler als ihre messingfarbenen Haare waren. Germaine Clark galt durch und durch als Profi und als einer der gefährlichsten Abwehrspieler in der NFL. »Soweit ich weiß, hat der Bomber bereits mehr Frauen, als er bewältigen kann.«
Junior nickte. »Allerdings schläft er offenbar mit keiner von ihnen.«
»Was?«
»Es stimmt«, meldete sich Chris Plummer, der linke Stürmer, zu Wort. »Aber das wissen wir selbst erst seit kurzer Zeit. Seine Freundinnen haben sich mit unseren Frauen unterhalten, und es scheint, daß Cal sie nur zum Angeben benutzt.«
Willie Jarrell hob den Kopf. »Vielleicht würde er von ihnen ja eher angetörnt, wenn er warten würde, bis sie ihren Windeln entwachsen sind.«
Junior nahm diese Bemerkung durchaus ernst. »So etwas darfst du nicht sagen, Willie. Du weißt, daß Cal mit keinem Mädchen etwas anfängt, das unter zwanzig ist.«
Cal Bonner mochte älter werden, aber die Frauen in seinem Leben blieben jung. Niemand hatte ihn je mit einem Mädchen über zweiundzwanzig ausgehen sehen.
»Soweit wir wissen«, sagte Willie, »hat der Bomber seit dem Ende seiner Beziehung zu Kelly mit keiner Frau mehr geschlafen, und das war im Februar. Wenn ihr mich fragt, ist das einfach nicht normal.«
Kelly Berkley war Cals wunderschöne, einundzwanzigjährige ständige Begleiterin gewesen, bis sie es satt hatte, auf einen Ehering zu warten, der wohl niemals käme; daher lief sie mit dem dreiundzwanzigjährigen Gitarristen einer Heavy Metal Band auf und davon. Seither hatte Cal Bonner seine gesamte Energie in das Gewinnen der Footballspiele, in den allwöchentlichen Wechsel seiner Freundinnen und in das Tyrannisieren seiner Teamkollegen gesteckt.
Jodi Pulanski war das Lieblingsgroupie der Stars, und wiewohl noch deutlich unter dreiundzwanzig, kam keiner der Männer auf die Idee, sie Cal Bonner als Präsent zum Geburtstag anzubieten. Es war eine allgemein bekannte Tatsache, daß er sie bereits mindestens ein Dutzend Male zurückgewiesen hatte. Weshalb der Bomber zuoberst auf der Liste von Jodies persönlichen Feinden stand, obgleich sie sonst um jeden Preis auf eine Vergrößerung ihrer Sammlung blau-goldener Stars-Trikots in ihrem Schlafzimmerschrank – eins von jedem Spieler, mit dem sie sich amüsiert hatte – versessen war.
»Was wir brauchen, ist jemand, der ihn nicht an Kelly erinnert«, meinte Chris.
»Das bedeutet, daß sie wirklich Klasse haben muß«, fügte Willie erläuternd hinzu. »Außerdem sollte sie vielleicht ein bißchen älter sein. Wir denken, es täte dem Bomber gut, wenn er es mal mit einer Frau so um die fünfundzwanzig probieren würde.
»Mit so was wie Würde!« Junior nippte gedankenverloren an seinem Bier. »Eine Frau, die gesellschaftsfähig ist.«
Jodie war nicht gerade für ihren Grips bekannt, aber selbst sie erkannte, daß diese Ansprüche gewisse Probleme aufwarfen. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß allzu viele Frauen davon träumen, das Geburtstagsgeschenk eines wildfremden Mannes zu sein. Auch nicht, wenn dieser Mann Cal Bonner heißt.«
»Ja, das haben wir uns auch gedacht. Wahrscheinlich bleibt uns nichts anderes übrig, als uns nach einer geeigneten Mieze umzusehen.«
»Nach einer mit Stil«, fügte Willie hastig hinzu, da Cal, wie jeder wußte, kein Freund von käuflicher Liebe war.
Junior starrte trübsinnig in sein Bier. »Aber wir haben bisher absolut keine passende gefunden.«
Jodie kannte ein paar nette Girls, aber keine von ihnen entsprach ihren Vorstellungen von einer Klassefrau. Ebensowenig wie die Mädchen, mit denen sie durch die Gegend zog. Ihre Freundinnen waren eine Gruppe vergnügungssüchtiger, partybegeisterter Mädchen, die nichts taten, als mit so vielen professionellen Sportlern zu schlafen, wie irgend möglich. »Und was wollt ihr von mir?«
»Wir wollen, daß du deine Connections benutzt und jemanden findest, der unseren Vorstellungen entspricht«, erklärte Junior. »Bis zu seinem Geburtstag haben wir noch zehn Tage Zeit, also eilt es einigermaßen.«
»Und was springt für mich dabei heraus?«
Da ihre Sammlung bereits die Trikots dieser drei Helden umfaßte, warf diese Frage gewisse Komplikationen auf. Chris sah sie vorsichtig an: »Bist du vielleicht an irgendeiner bestimmten Nummer als Andenken interessiert?«
»Außer der achtzehn«, warf Willie eilig ein, da achtzehn die Nummer des Bombers war.
Jodie tat so, als denke sie nach. Statt dem Bomber eine Dame zu beschaffen, ginge sie natürlich lieber selbst mit ihm ins Bett; aber es gab tatsächlich noch eine Alternative von Interesse für sie. »Allerdings. Wenn ich ein passendes Geburtstagsgeschenk auftreibe, gehört mir dafür die Nummer zwölf.«
Die Männer stöhnten auf. »Scheiße, Jodie, Kevin Tucker macht sowieso schon mit viel zu vielen Frauen rum.«
»Das ist euer Problem.«
Tucker war der Ersatz-Quarterback der Stars. Jung, aggressiv und in höchstem Maße talentiert, sollte er die Nachfolge für die Startposition antreten, wenn Cal aufgrund seines Alters oder infolge einer Verletzung für den Job nicht mehr in Frage käme. Auch wenn die beiden Männer in der Öffentlichkeit höflich miteinander umgingen, waren sie doch erbitterte Konkurrenten, und aufgrund dieses Hasses erschien Kevin Tucker Jodie um so begehrenswerter.
Widerstrebend erklärten sich Willie und Junior bereit, dafür zu sorgen, daß Tucker seinen Teil der Abmachung erfüllte, wenn sie tatsächlich ein geeignetes Geburtstagsgeschenk auftrieb.
Zwei neue Kunden betraten das Lokal, und da Jodie die Empfangsdame von dieser Bar war, stand sie auf und wandte sich den beiden zu. Auf dem Weg zur Tür ging sie im Geiste die Liste ihrer weiblichen Bekannten durch, doch keine von ihnen kam in Frage für den Job. Sie hatte eine Menge Freundinnen, aber nicht eine einzige von ihnen konnte man auch nur ansatzweise als Klasse-Frau bezeichnen.

Zwei Tage später grübelte Jodie immer noch über diese Frage nach, während sie mit einem dicken Kopf in die Küche des Hauses ihrer Eltern in Glen Ellyn, Illinois, trottete, in das sie bis zur Begleichung der Schulden ihrer Visa-Card übergangsweise wieder eingezogen war. Dieser Samstagvormittag gefiel ihr: Ihre Eltern unternahmen einen Wochenendausflug, und sie brauchte erfreulicherweise erst um fünf zu arbeiten, da sie infolge der wilden Party vom Vorabend an einem grauenhaften Kater litt.
Sie öffnete die Schranktür und entdeckte nichts außer einer Dose koffeinfreien Kaffees. Verdammt. Draußen hatte ein widerlicher Schneeregen eingesetzt, und ihr Schädel dröhnte so furchtbar, daß Autofahren unmöglich war – aber wenn sie nicht im Laufe des Tages ihre Ration Koffein bekam, wäre ihre Laune sicher zum Absturz verurteilt.
Alles lief verkehrt. Heute nachmittag spielten die Stars in Buffalo, so daß nach dem Match mit keinem der Spieler im Zebra zu rechnen war. Und wenn sie sie endlich wiedersähe, wie sollte sie ihnen ihre erfolglose Suche nach einem Geburtstagsgeschenk beibringen? Einer der Gründe, weshalb die Stars sie so umwarben, lag in der hohen Anzahl ihrer zur Verfügung stehenden Freundinnen.
Sie blickte aus dem Küchenfenster und sah Licht im Hause der alten Jungfer. Alte Jungfer lautete Jodies Spitzname für die Nachbarin ihrer Eltern, Dr. Jane Darlington. Sie war keine Ärztin, sondern eine Dr. rer. nat., und Jodies Mom schwärmte ständig davon, was für ein wunderbarer Mensch sie sei, weil sie den Pulanskis, seit sie vor ein paar Jahren hierhergezogen waren, stets durch die manchmal notwendige Annahme ihrer Post und mit anderen Nettigkeiten behilflich war. Vielleicht half sie ihr ja jetzt auch mit ein wenig Kaffee aus?
Sie schminkte sich provisorisch, schlüpfte, ohne sich die Mühe zu machen, Unterwäsche anzuziehen, in ein Paar enger schwarzer Jeans, Willie Jarrells Trikot und ihre warmen Boots; dann machte sie sich, mit einer Tupperdose bewaffnet, auf den Weg.
Trotz des Schneeregens hatte sie keine Jacke angezogen, und bis Dr. Jane endlich an die Haustür kam, zitterte sie wie Espenlaub. »Hallo!«
Dr. Jane stand hinter der Tür und starrte sie durch eine altjüngferliche, überdimensionale, schildpattgerahmte Brille an.
»Ich bin Jodie, die Tochter der Pulanskis. Von nebenan.«
Immer noch machte diese Schachtel die Tür nicht auf.
»Hören Sie, hier draußen ist es verdammt kalt. Könnte ich vielleicht kurz reinkommen?«
Endlich öffnete die alte Jungfer ihr. »Tut mir leid. Ich habe Sie nicht erkannt.«
Jodie betrat das Haus, und bereits nach zwei Sekunden hatte sie erfaßt, weshalb Dr. Jane sie so zögerlich hereingelassen hatte. Irgendwie schwamm es hinter ihren Brillengläsern, und ihre Nase glänzte leuchtend rot. Wenn Jodie nicht infolge ihres Katers einem Trugschluß aufsaß, dann hatte sich Dr. Jane gerade die kurzsichtigen Augen aus dem Kopf geheult.
Die alte Jungfer war relativ groß, vielleicht einen Meter fünfundsiebzig, und Jodie mußte zu ihr aufblicken, als sie ihr ihr Bettelgefäß entgegenhielt. »Könnten Sie mir vielleicht ein paar Löffel Kaffee leihen? Wir haben nur noch koffeinfreien im Haus, aber der reicht mir heute morgen nicht.«
Zögernd nahm ihr Dr. Jane die Dose aus der Hand. Da sie Jodie nicht gerade als geizig bekannt war, bedeutete ihre Reaktion wahrscheinlich Ärger über diese Störung. »Ja, ich – mmh – ich hole Ihnen welchen.« Offensichtlich in der Erwartung, daß die unerwünschte Besucherin im Flur warten würde, zog sie los; aber bis zum Beginn der Spielvorschau hatte Jodie nichts zu tun, deshalb konnte sie ebensogut ihrer Nachbarin folgen und sich deren Behausung einmal ansehen.
Sie durchquerten ein Wohnzimmer, das auf den ersten Blick recht langweilig erschien: weiße Wände, bequeme Möbel und jede Menge trostlos wirkender Bücher im Regal. Jodie wollte gerade weitergehen, als ihr Blick auf die gerahmten Poster an den Wänden fiel. Sie schienen alle von derselben Person, einer Frau namens Georgia O’Keeffe, zu sein, und auch wenn Jodie zugegebenermaßen eine schmutzige Phantasie besaß, konnte dies nicht allein eine Erklärung dafür sein, daß sie in all diesen Blumen weibliche Geschlechtsorgane sah.
Unter den Blütenblättern kamen feuchte, verborgene, dunkle Höhlen zum Vorschein. Eins der Gemälde zeigte – Himmel! – eine Venusmuschel, in deren Innerstem eine kleine, feuchte Perle angedeutet war, und selbst der argloseste Mensch hätte da sicher zweimal hingeschaut. Sie fragte sich, ob die alte Jungfer vielleicht eine Lesbe war. Weshalb sollte sie sonst Gefallen daran finden, sich jedesmal, wenn sie ihr Wohnzimmer betrat, blumige Muschis anzusehen?
Jodie wanderte weiter in die lavendelfarben gestrichene Küche, vor deren Fenstern sich hübsche, ebenfalls blumenverzierte Vorhänge rüschten. Allerdings waren diese Blumen im Gegensatz zu denen auf den Postern im Wohnzimmer normal. Alles in der Küche wirkte fröhlich und aufgeräumt, abgesehen von ihrer Besitzerin, die Jodie würdevoller als der liebe Gott erschien.
In der maßgeschneiderten Hose mit den ordentlichen braun-schwarzen Karos und dem weichen, weizenfarbenen Pullover, der bestimmt Kaschmirqualität besaß, kam ihr Dr. Jane wie eine dieser adretten, langweiligen, mit Vorliebe Tweed tragenden Pomeranzen vor. Trotz ihrer Größe wies sie allerdings feine Knochen, wohlgeformte Beine und eine schlanke Taille auf. Abgesehen von den fehlenden Möpsen hatte sie eine geradezu beneidenswerte Figur.
In ihrem kinnlangen hellblonden Haar schimmerten flachs-, platin- und goldfarbene Strähnen, die es unmöglich aus der Tube gab. Allerdings hatte sie es zu einer dieser konservativen Frisuren arrangiert, in der sich Jodie noch nicht einmal tot hätte sehen lassen – es war lose aus der Stirn gekämmt und wurde von einem schmalen, braunen Samtreif gehalten – der Inbegriff des Grauens.
Jodie wandte leicht den Kopf, um sie noch besser betrachten zu können. Schade, daß sie diese riesige, spießige Brille trug, denn das Grün ihrer Augen fiel wirklich positiv auf. Auch Stirn und Nase hatten eine schöne Form. Ihr Mund war mit seiner dünnen Oberlippe und der vollen Unterlippe zumindest interessant und ihre Haut einfach toll. Leider machte sie nichts aus sich. Jodie hätte viel mehr Make-up aktiviert. Alles in allem war die alte Jungfer selbst mit den rotgeränderten Augen eine gutaussehende, wenn auch einschüchternde Person.
Sie drückte den Deckel auf die Tupperdose und hielt sie Jodie hin, die, gerade, als sie sie nehmen wollte, das zerknüllte Geschenkpapier und den kleinen Stapel Präsente auf dem Küchentisch liegen sah.
»Ist heute ein besonderer Tag?«
»Nicht der Rede wert. Ich habe Geburtstag, sonst nichts.« Ihre Stimme klang gleichzeitig weich und heiser, und zum ersten Mal fielen Jodie die in ihrer Hand zerknüllten Taschentücher auf.
»Nein, wirklich? Gratuliere.«
»Vielen Dank.«
Ohne darauf zu achten, daß Dr. Jane ihr immer noch die Tupperdose entgegenhielt, trat Jodie an den Tisch und sah sich die Geschenke an: eine armselige kleine Schachtel mit schlichtem, weißem Briefpapier, eine elektrische Zahnbürste, ein Kugelschreiber und ein Geschenkgutschein für Jiffy Lube. Einfach jämmerlich. Nicht ein einziges heißes Kleidungsstück war dabei.
»Was für eine Pleite!«
Zu ihrer Überraschung lachte Dr. Jane tatsächlich leise auf. »Da haben Sie wohl recht. Meine Freundin Caroline findet immer das perfekte Geschenk, aber sie ist im Augenblick zu archäologischen Ausgrabungen in Äthiopien unterwegs.« Und dann rann zu allem Überfluß eine weitere Träne unter den Brillengläsern der alten Jungfer hervor und kullerte ihr über die Wangen.
Dr. Jane tat, als wäre nichts geschehen, aber die Geschenke waren wirklich jämmerlich, und unwillkürlich wallte in Jodie Mitleid auf. »Also bitte, so schlimm ist es nun auch wieder nicht. Wenigstens brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen, daß irgendwas nicht paßt oder so.«
»Tut mir leid. Ich sollte nicht …« Sie preßte die Lippen zusammen, aber trotzdem brach sich unter dem Rand ihrer Brille eine weitere Flut Bahn.
»Schon gut. Setzen Sie sich. Ich koche uns erst mal einen Kaffee.« Sie drückte Dr. Jane auf einen der Küchenstühle und trug die Tupperdose hinüber zur Anrichte, auf der die Kaffeemaschine stand. Gerade, als sie sich nach den Filtertüten erkundigen wollte, sah sie, daß Dr. Janes Stirn von tiefen Falten durchzogen war und daß sie, um sich zu beruhigen, Atemübungen machte; also öffnete sie einfach eine Reihe von Schranktüren, bis das Gesuchte auftauchte.
»Und, wie alt sind Sie geworden, wenn ich fragen darf?«
»Vierunddreißig.«
Jodie war ehrlich überrascht. Sie hätte Dr. Jane auf höchstens Ende Zwanzig geschätzt. »Oje, dann liegt das Ganze wohl total daneben.«
»Tut mir leid, daß ich mich so gehenlasse.« Sie betupfte ihre Nase mit einem Taschentuch. »Normalerweise bin ich weniger emotional.«
Ein paar vergossene Tränen bedeuteten nach Jodies Meinung noch lange nicht, daß sich ein Mensch gehen ließ; aber für eine derart zugeknöpfte Person wie Dr. Jane waren sie wahrscheinlich bereits ein ernst zu nehmendes Anzeichen von Hysterie. »Wie gesagt, kein Problem. Haben Sie zufällig irgendwo ein paar Doughnuts oder so?«
»Im Kühlschrank müßten noch ein paar Vollkornmuffins sein.«
Jodie verzog das Gesicht und kehrte an den Tisch zurück. Er war klein und rund, mit einer Glasplatte, und die Metallstühle sahen aus, als gehörten sie eher in den Garten. Sie nahm Dr. Jane gegenüber Platz.
»Von wem haben Sie die Geschenke?«
Die Dame setzte eines jener Lächeln auf, das den Wunsch nach etwas mehr Distanz verriet. »Von meinen Kollegen.«
»Sie meinen, von den Leuten, mit denen Sie arbeiten?«
»Genau. Von meinen Kollegen bei Newberry und einem meiner Freunde beim Preeze-Labor.«
Vom Preeze-Labor hatte Jodie noch nie zuvor gehört, aber Newberry war eins der nobelsten Colleges der Vereinigten Staaten – zum unbändigen Stolz der Einwohner des DuPage County.
»Aha. Unterrichten Sie nicht Naturwissenschaften oder so?«
»Ich bin Physikerin und unterrichte die höheren Semester in relativer Quantenfeldtheorie. Außerdem erforsche ich im Preeze-Labor zusammen mit anderen Physikern Quarks.«
»Ohne Scheiß! Dann müssen Sie ja auf der High-School ein echtes As gewesen sein.«
»Ich habe nicht allzu viel Zeit auf der High-School verbracht, weil ich mit vierzehn aufs College gegangen bin.« Wieder rollte ein Bächlein über ihr Gesicht, doch zugleich setzte sie sich, wenn es überhaupt möglich war, noch aufrechter hin als vorher.
»Mit vierzehn? Das ist ja wohl ein Witz.«
»Als ich einundzwanzig wurde, hatte ich bereits meinen Doktor.« Jetzt brach sich ihr Elend endgültig Bahn, so daß sie die Ellbogen auf die Tischplatte stützte, die Hände zu Fäusten ballte und den Kopf sinken ließ. Ihre Schultern bebten, aber sie gab nicht das leiseste Geräusch von sich, und der Anblick dieser sich beinahe auflösenden Wissenschaftlerin war derart ergreifend, daß Jodie abermals ehrliches Mitgefühl empfand. Zugleich allerdings war ihre Neugierde geweckt.
»Haben Sie vielleicht Ärger mit Ihrem Freund?«
Dr. Jane schüttelte den Kopf. »Ich habe keinen Freund mehr seit Dr. Craig Elkhart. Wir waren sechs Jahre zusammen.«
Also konnte sie doch nicht lesbisch sein. »Das ist eine lange Zeit.« Trotz der tränennassen Wangen reckte die Professorin mit einem Mal trotzig das Kinn. »Er hat gerade eine zwanzigjährige Datenverarbeiterin namens Pamela geehelicht. Als er mich verließ, sagte er: ›Tut mir leid, Jane, aber du machst mich einfach nicht mehr an.‹«
Angesichts von Dr. Janes so zugeknöpfter Persönlichkeit hatte Jodie ein gewisses Verständnis für seine Sicht; aber so etwas zu sagen, fand sie trotzdem ziemlich mies. »Männer sind Arschlöcher.«



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